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Various Artists - hallo 22 (DDR Funk & Soul von 1971 - 1981) (Kompiliert von Max Herre & Dexter) '2022

24bit
hallo 22 (DDR Funk & Soul von 1971 - 1981) (Kompiliert von Max Herre & Dexter)
ArtistVarious Artists Related artists
Album name hallo 22 (DDR Funk & Soul von 1971 - 1981) (Kompiliert von Max Herre & Dexter)
Country
Date 2022
GenreR&B
Play time 1:19:40
Format / Bitrate 24 BIT Stereo 1420 Kbps / 44.1 kHz
Media WEB
Size 184 / 471 / 870 Mb
PriceDownload $6.95
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Tracks list

Tracklist: 

CD 1 

01. Panta Rhei - Aus und vorbei (4:40)
02. Günther Fischer & Band - Hochzeitsnacht (2:08)
03. Ekkehard Sander-Septett - Alle Wege... (2:52)
04. Veronika Fischer - Schönhauser (3:08)
05. Holger Biege - Septemberliebe (3:40)
06. Manfred Krug - Wenn es draußen grün wird (2:18)
07. Angelika Mann - Kutte (4:14)
08. Uve Schikora Combo - Oh, Angela (4:47)
09. Lift - Wenn (3:13)
10. Horst Krüger-Band - Die Allee (4:37)
11. Gerd Michaelis Chor - Es bleibt die Sonne (3:21)
12. Electra - Ãœber Feuer (6:44)
13. Modern Soul Band - Nochmal klein sein (4:15)
14. Frank Schöbel - Schreib es mir in den Sand (5:36)
15. Hansi Biebl Band - Es gibt Momente (5:07)
16. Günther Fischer & Band - Wenn es so ist (4:01)
17. Joco Dev Sextett - Stapellauf (4:18)
18. Günther Fischer Band - Ballade im Hinterhaus (Aus dem Film "Glück im
Hinterhaus") (3:17)

CD 2 

01. Max Herre - Aus und vorbei (3:33)
02. Max Herre - Das war nur ein Moment (3:59)

 info
Amiga ist 75 Jahre alt. Doch der Katalog des einflussreichen Ost-Labels ist so
relevant wie nie zuvor. Mit Max Herre und Dexter haben sich zwei wichtige
Protagonisten der deutschen Hip-Hop-Szene daran gemacht, einen ganz besonderen
Abschnitt der Label-Historie zu beleuchten: Die 1970er-Jahre. Eine Zeit, in der
akademisch ausgebildete Musiker*innen in hochwertigen Studios progressive,
mutige Platten aufnahmen – mit emotionalen, lyrischen Texten und mit
deutlichen Einflüssen aus der reichen Funk-, Soul-, Rock- und Blues-Tradition
des Schwarzen Amerikas.

Musikalisch konnten die DDR-Akteur*innen dieser Zeit ihren Vorbildern aus dem
Westen in Sachen Virtuosität längst nicht nur das Wasser reichen.
Außergewöhnliche Songwriter wie Holger Biege, Hansi Biebl oder Uve
Schikora trafen auf großartige Sängerinnen wie Veronika Fischer, Uschi
Brüning oder Regine Dobberschütz; mittendrin der charismatische Manfred
Krug und an seiner Seite der Ausnahmekomponist und -arrangeur Günther
Fischer. Sein Repertoire verdient eine eigene Werkschau, so vielseitig und reich
waren seine Kompositionen nicht nur für Krug, sondern auch für die eigenen
Bandprojekte sowie für Film und Fernsehen.

»Hallo 22« setzt eine legendäre Reihe von Kompilationen auf Amiga fort.
»Hallo Nr. 1« erschien 1972, und so schließt sich ein Kreis über 50
Jahre. Doch Amiga wurde schon 25 Jahre früher gegründet, nämlich 1947
als »Lied der Zeit«. Die Ost-Berliner Plattenfirma veröffentlichte
ursprünglich vor allem Aufnahmen des Schauspielers Ernst Busch. 1953 wurde
sie in Volkseigentum überführt, 1955 in »VEB Deutsche Schallplatten«
umbenannt und dem Kulturministerium der DDR unterstellt. Fortan war sie das
einzige Unternehmen mit einer Herstellungs- und Vertriebslizenz für
Tonträger und einer zusätzlichen Monopolstellung beim Import und der
Lizenzierung von ausländischen Tonträgern.

Amiga, neben Eterna eines der beiden großen Labels der VEB Deutsche
Schallplatten, veröffentlichte ein breites Repertoire von Volksmusik bis
Musical, Schlager bis Chansons, Liedermacher bis Folklore und Jazz bis Rock/Pop.
Ursprünglich war Amiga ins Leben gerufen geworden, um eine

»DDR-typische Kulturlandschaft« im Sinne der SED-Führung zu entwickeln
– ohne »dekadente westliche Einflüsse«. In der Praxis jedoch
waren die DDR-Künstler*innen spätestens ab den späten 1960er Jahren von
Funk, Soul, Rock, Blues und anderen westlichen Musikrichtungen geprägt, wie
man eindrucksvoll auf »Hallo 22« hört. Ganz offensichtlich hielt sich
die direkte Einflussnahme der SED-Parteiführung auf das Amiga-Programm sehr
in Grenzen, auch wenn einzelne Künstler*innen durchaus von Einschränkungen
berichten, was etwa die textliche Gestaltung anging. Sie mussten sich subtile,
kreative Wege einfallen lassen, um kritische Botschaften geschickt zu
chiffrieren.

Einige der populären Amiga-Künstler*innen reisten in den späten 1970er-
und frühen 1980er-Jahren aus der DDR aus, darunter auch Manfred Krug. Doch
die Musik dieser kreativen Hochphase überdauerte das System und fand nach der
Wende alte wie neue Fans, vor allem in der noch jungen deutschen Hip-Hop-Szene.
Dort war man stets auf der Suche nach musikalischem Sample-Material, vornehmlich
aus den musikalisch prägenden 1960er- und 1970er-Jahren. Nachdem die Archive
des amerikanischen und britischen Funk und Soul längst geplündert waren,
boten die Amiga-Archive jener Zeit einen neuen Fundus an Aufnahmen von extrem
hoher Qualität.

Max Herre war eine der wegweisenden Figuren der frühen deutschen
Hip-Hop-Geschichte. Aufgewachsen in Stuttgart, gelang dem Rapper, Songwriter und
Musiker schon in den 1990er-Jahren mit seiner Gruppe Freundeskreis der
kommerzielle Durchbruch. In den letzten 20 Jahren verfolgte er eine Solokarriere
mit mehreren Gold- und Platinalben (u.a. »Hallo Welt!« 2012 und das
MTV-Unplugged-Konzert »Kahedi Radio Show« 2013). Auf seinem jüngsten
Album »ATHEN« (2019) samplete Max ein Stück von Panta Rhei und Veronika
Fischer, doch die Musik von Amiga spielt für ihn schon viel länger eine
wichtige Rolle.

Ursprünglich wurde Max nicht mit deutschsprachiger Musik, sondern mit Reggae
und Soul sozialisiert, auch wenn es gewisse Ausnahmen gab, etwa Udo Lindenberg
und Ton Steine Scherben. Die erste Berührung mit DDR-Musik erfolgte Mitte der
1990er Jahre, als Max regelmäßig den Hi-Club in Stuttgart frequentierte,
wo DJ Andreas Vogel zwischen Soulmusik von James Brown und Al Green durchaus
auch mal den einen oder anderen Amiga-Song von Manfred Krug & Günther Fischer
oder dem Gerd Michaelis Chor spielte. »Da habe ich zum ersten Mal Funk- und
Soulmusik auf Deutsch gehört«, erzählt Max. »Trotzdem blieb die
Party am Kochen. Das war keine reine Kuriosität, sondern richtig cooler
Sound. Ich habe natürlich gleich am DJ-Pult nachgefragt, was das
ist.«Einige Jahre später, zu Beginn der 2000er-Jahre, zog Max nach Berlin
und war fortan viel auf den dortigen Flohmärkten unterwegs. Hier kaufte er
jede Menge Amiga-Platten – wenn etwa Günther Fischer als Produzent
beteiligt war, wusste Max, dass es sich lohnen dürfte; andere Platten wie die
von Hansi Biebl kaufte er auf gut Glück, weil ihm das Cover gefiel.
Ähnlich wie Max und seine Weggefährten früher nach raren Soul- und
Funk-Platten gesucht hatten, die von ihren amerikanischen Hip-Hop-Vorbildern
gesamplet worden waren, galt es nun die Amiga-Schätze der 1970er-Jahre zu
heben –immer unter der Maßgabe, ob man Versatzstücke von diesen
Platten für das Mosaik der eigenen Musik verwenden konnte.

Seitdem hat Max Herre immer wieder prominente Ostrock-Referenzen in seine Musik
eingebaut. Auf seinem ersten, selbstbetitelten Soloalbum (2004) coverte er den
1977er Song »King vom Prenzlauer Berg« von der DDR-Band City. Max’
Neuinterpretation des Titels funktionierte zu dieser Zeit als ironischer
Kommentar zum massiven Zuzug von Westdeutschen, die den
linksalternativ-intellektuell-künstlerisch geprägten Ost-Berliner
Stadtteil vereinnahmt hatten. Plötzlich war es ein Song über den neuen
Ost-Berliner, »Typ Kastanienallee«, lacht Max. 15 Jahre später, auf
seinem Soloalbum »ATHEN«, verwendete er wieder ein Amiga-Stück:
»Nachts« enthielt ein prominentes Versatzstück des gleichnamigen Songs
von der DDR-Band Panta Rhei mit dem ergreifenden Gesang von Veronika Fischer. Im
Zuge des 30-jährigen Jubiläums der Wiedervereinigung spielten Herre und
Fischer die neue Version sogar live in der ZDF-Kultursendung »aspekte«.

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass Max aus seiner Bewunderung für den
Amiga-Sound der 1970er-Jahre nie einen Hehl gemacht hat. Auch der Kuration
dieser Kompilation näherte er sich primär über seine glühende Liebe
zu dieser Musik. Um die Auswahl der Songs abzurunden, holte er noch einen
weiteren Bekannten aus der deutschen Hip-Hop-Szene an Bord, der als Sammler
rarer und obskurer Funk-Schlager bekannt ist: Felix »Dexter« Göppel ist
zehn Jahre jünger als Herre, stammt jedoch ebenfalls aus Süddeutschland,
denn seine Wurzeln liegen in der Heilbronner Untergrund-Rap-Szene. Sein
Instrumental-Album »Hi-Hat Club Vol. 3: The Jazz Files« (2010), aber auch
seine Kollaboration mit Suff Daddy und Brenk Sinatra als Supergroup »Betty
Ford Boys« waren extrem einflussreich für die deutsche Beat-Szene. Ab 2014
trat Dexter auch als Rapper in Erscheinung und veröffentlichte mehrere
Soloalben; daneben produzierte er u.a. für Künstler wie Casper, Cro oder
Fatoni.

Dexter hatte schon seit seinen Anfängen im Hip-Hop eine
»Digger-Mentalität«, wie er das nennt – nie wurde er müde,
auf Flohmärkten und Plattenbörsen nach schwarzem Gold zu suchen, das er
möglicherweise für seine Tracks samplen könnte. Die Musik von Manfred
Krug kannte er aus dem Elternhaus, dann hörte er 2003 einen Song auf dem
legendären »Funkvergnügen«-Mixtape von DJ Marc Hype & Katmando im
Kontext mit anderen Funk- und Soul-Songs jener Zeit. »Da bin ich richtig tief
in den Amiga-Katalog eingestiegen, auch in die 7-Inch-Reihe von DT64, dem
Jugendradiosender der DDR«, erzählt Dexter. »Die Ostdeutschen haben den
Soul, Funk und Jazz der Amis meines Erachtens besser kopiert als die
Westdeutschen, aber sie haben vor allem einen sehr eigenen Sound entwickelt.«

Dexter hörte nie auf zu »diggen« – Zeugnis dieser Leidenschaft
ist ein enormes digitales Sammelarchiv, das er auch über den Instagram-Blog
»Crates Of Dexy« dokumentiert. »Max hat das offenbar mitbekommen und
sprach mich an, ob wir uns nicht mal treffen wollen«, sagt er. Als Max zu
Dexter in seine alte Heimat Stuttgart reiste, gingen sie gemeinsam mehrere Tage
lang dessen umfangreiche Sammlung durch. Dabei suchten sie nicht nur nach Songs,
die Funk-Breaks oder andere Hip-Hop-typische Passagen aufweisen, sondern Songs,
die textlich, musikalisch und vom Arrangement her zeitlos und stark genug waren,
dass sie heute noch für sich stehend funktionieren. »Max hat eine andere
Perspektive auf den Amiga-Katalog, eher song-orientiert«, so Dexter. »Von
ihm kamen die Songs von Holger Biege oder Hansi Biebl, während ich eher aus
DJ-Perspektive darauf schaue und die Songs von Ekkehard Sander oder electra
ausgewählt habe.«

So ist »Hallo 22!« zu einer beeindruckenden Werkschau geworden, die vor
allem die hohe Qualität der DDR-Produktionen der 1970er-Jahre in den
Mittelpunkt rückt. Hier spielen mehrere Faktoren eine wichtige Rolle:
Einerseits musste man als Berufmusiker*in in der DDR eine »Spielerlaubnis«
erwerben, und diese Lizenz bekam man meist nur, wenn man an einer der vier
Musikhochschulen Ost-Deutschlands studiert hatte. Daraus resultiert eine gewisse
Grundvirtuosität der Musiker*innen, die oft Einflüsse aus komplexeren
Musikrichtungen wie Jazz, Klassik und Progressive Rock einbrachten. Außerdem
hatte Amiga als Quasi-Monopolist einen Zugriff auf staatliche Mittel, was die
Einrichtung von Studios auf höchstem Qualitätsstandard der Zeit
ermöglichte. Viele der Amiga-Produktionen aus jener Zeit klingen auch heute
noch unglaublich hochwertig.

Interessanterweise spielten Frauen in der damaligen DDR-Musikszene offenbar eine
wichtigere Rolle als im vermeintlich emanzipierten Westen. Während man die
relevanten weiblichen Künstlerinnen der BRD in dieser Zeit noch an einer Hand
abzählen konnte, war es kein Problem, die Titelliste dieser Kompilation
zumindest auf stimmlicher Ebene nahezu paritätisch zu besetzen. Dieser Aspekt
spielte für Max und Dexter eine entscheidende Rolle nicht nur bei der Auswahl
der Songs, sondern auch beim Sequencing. Nicht zuletzt war es ihnen wichtig,
einen Querschnitt der musikalischen und inhaltlichen Vielfalt auf Amiga zu
bieten – von Funk und Soul über rockige und bluesige Nummern bis hin
zu Produktionen mit Soundtrack- und Library-Charakter.

Hallo! 22 ist eine liebevolle Zusammenstellung von 18 Songs, handverlesen von
Max Herre und Dexter, die hiermit eine spezielle Ära des Amiga-Katalogs
zelebrieren: DDR-Funk und Soul der 1970er-Jahre, vielseitig und progressiv,
qualitativ ambitioniert und emotional tiefgehend.

Der Kompilation liegt eine exklusive 7-Inch bei, auf der Max Herre und Dexter
zwei Songs der Amiga-Ära neu bearbeitet haben. Auf der A-Seite gibt es ihre
ganz eigene Version des Panta-Rhei-Klassikers »Aus und vorbei« zu
hören: Max gibt den Storyteller, während Dexter das rohe Rock-Break des
Originals auf jene unnachahmliche Weise loopt, das ihn in die Nähe von
US-Kollegen wie The Alchemist oder Madlib rückt. Die B-Seite »Das war nur
ein Moment« ist ein tiefgründiger, melancholischer Song, in dem Max
verschiedene Episoden seiner Karriere und seines Privatlebens rückblickend
verarbeitet. Der musikalische Loop stammt aus einem Titel von Manfred Krug und
Günther Fischer (»Das war nur ein Moment«).

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